Dieses digitale Arbeitspapier des Jenaer Teilprojekts erarbeitet eine Periodisierung der Verrechtlichung digitaler Hasskommunikation basierend auf der Auswertung von Primärquellen von Plattformen und Medienartikeln im Zeitraum 2005-2022.
Viele zivilgesellschaftliche und wissenschaftliche Projekte beschäftigen sich mit der Dokumentation und Analyse verschwörungstheoretischer, antidemokratischer oder rassistischer Diskurse in den sozialen Medien. Inwiefern die jeweiligen Ergebnisse dieser Bemühungen vom Zeitpunkt der Datenerhebung beeinflusst werden, hat Kilian Bühling erforscht. Die Ergebnisse einer jüngst erschienen Studie fasst er in diesem Beitrag zusammen.
Donald Trump wurde im Januar 2021 von den digitalen Plattformen Facebook und Instagram gesperrt, da er sich nicht von seinen gewaltätigen Anhänger*innen distanzierte, die das Kapitol in Washington erstürmten, sondern in seiner Ansprache an den Mob Verständnis dafür aufbrachte. Im Januar 2023 kündigte der Tech-Konzern Meta an, die Konten von Trump wieder freizuschalten. Marcel Jaspert wirft einen Blick auf die Argumentationsweise des Tech-Konzerns und ordnet diese ein.
Mit der Verdrängung extremistischer Akteure von Mainstream Social Media Plattformen haben rechte Alternativplattformen an Bedeutung gewonnen. Während sie propagieren, dass ihre Plattformen frei von Moderation ist, zeigt die Praxis, dass sie alles andere als regellos operieren, sondern bestimmten Logiken folgen. Maik Fielitz geht in seinem Beitrag der Frage nach, wie die Verantwortlichen Regeln an jene anlegen, für die die Regellosigkeit der Plattformen der größte Anreiz war.
Die Twitter-Übernahme durch Elon Musk kann unmittelbare Folgen für die Strukturen und Inhalte der Mikroblogging-Plattform haben, sodass mehr Raum für Desinformation, Hassrede und Verschwörungstheorien entstehen könnte. Annett Heft hat sich hier mit plattformspezifischen Affordanzen beschäftigt, die Nutzungsweisen und Inhalte von Plattformen bedingen.
Hannah Arendt hat darauf hingewiesen, dass jede Ideologie zu einem totalitaristischen Regime führen kann. Simon Hegelich und Habiba Sarhan vom Münchener Teilprojekt glauben, dass wir derzeit den Aufstieg einer Ideologie erleben, die sie Nutzerismus nennen. Sie sehen Anzeichen, dass in ihm ein totalitaristisches Potenzial steckt.
Am 14. Mai 2022 verübte ein 18-Jähriger in Buffalo, New York, einen terroristischen Anschlag. Motiviert durch ein rassistisches und antisemitisches Weltbild, erschoss der Täter 10 Menschen und verletzte drei weitere schwer. Die Gewalttat streamte er live im Netz. Seine digitalen Spuren zeigen, dass der Angriff von langer Hand geplant war und sich auf etablierte Muster des transnationalen Rechtsterrorismus beruft. Stephen Albrecht analysiert, welche Feindbilder und Verschwörungstheorien besonders hervorstechen.
Der russische Angriffsrkrieg verändert die Tech-Welt und die Frage wie Informationen geordnet werden. Während die Tech-Unternehmen lange Zeit das Narrativ vertraten, lediglich eine neutrale Technologie zur Verfügung zu stellen, treffen sie heute wertorientierte Entscheidungen und setzen Maßnahmen um, die auch auf den Kriegsinformationsfluss einwirken. Maik Fielitz und Marcel Jaspert beschreiben inhärente Dilemmata für die Gestaltung globaler Kommunikationsräume.
Verschwörungstheorien sind nur so populär, wie sie sich verbreiten. Doch wie können wir gesicherte Kenntnisse über Reichweite von Verschwörungstheorien erlangen? In einem Beitrag widmen sich Dr. Annett Heft und Kilian Bühling der Frage, wie ihre Verbreitung gemessen werden kann. Dieser Beitrag fasst die Ergebnisse zusammen.