Verschwörungstheorien dienen dazu, Krisen zu inszenieren, Misstrauen zu schüren und Feindbilder zu schaffen. Sie zeichnen Freund-Feindbilder, die mit Vorurteilen und Stereotypen aufgeladen werden, um politische Gegner und deren Anhängerschaft zu delegitimieren und zu diskreditieren.
In den letzten Jahren haben Verschwörungstheorien im öffentlichen Diskurs zunehmend an Bedeutung gewonnen: ein komplexes Phänomen, das sowohl kulturelle, politische, soziale als auch psychologische Bereiche unserer Gesellschaft tief durchdringen kann und damit unsere Gesellschaft vor Herausforderungen stellt.
Digitale Foren wie 4chan und Reddit und soziale Medien wie das nun unter dem Namen „X“ firmierende Twitter spielen eine wichtige Rolle in der Erzählung und Weiterverbreitung von Verschwörungstheorien. Social-Media-Plattformen können dabei sowohl geschützter Entstehungsraum für Verschwörungstheorien sein, wenn sie radikalisierten User*innen unmoderierte, (halb-)öffentliche digitale Räume zur Verfügung stellen, als auch als Hauptmedium zu deren Verbreitung fungieren.
Dr. Janina Pawelz sprach auf dem Fachtag des Behördenkompetenznetzwerks Rechtsextremismus am 12. April 2023 in Hamburg über aktuelle Analysen und den Umgang mit Verschwörungstheorien.
Viele zivilgesellschaftliche und wissenschaftliche Projekte beschäftigen sich mit der Dokumentation und Analyse verschwörungstheoretischer, antidemokratischer oder rassistischer Diskurse in den sozialen Medien. Inwiefern die jeweiligen Ergebnisse dieser Bemühungen vom Zeitpunkt der Datenerhebung beeinflusst werden, hat Kilian Bühling erforscht. Die Ergebnisse einer jüngst erschienen Studie fasst er in diesem Beitrag zusammen.
Die Twitter-Übernahme durch Elon Musk kann unmittelbare Folgen für die Strukturen und Inhalte der Mikroblogging-Plattform haben, sodass mehr Raum für Desinformation, Hassrede und Verschwörungstheorien entstehen könnte. Annett Heft hat sich hier mit plattformspezifischen Affordanzen beschäftigt, die Nutzungsweisen und Inhalte von Plattformen bedingen.
Am 14. Mai 2022 verübte ein 18-Jähriger in Buffalo, New York, einen terroristischen Anschlag. Motiviert durch ein rassistisches und antisemitisches Weltbild, erschoss der Täter 10 Menschen und verletzte drei weitere schwer. Die Gewalttat streamte er live im Netz. Seine digitalen Spuren zeigen, dass der Angriff von langer Hand geplant war und sich auf etablierte Muster des transnationalen Rechtsterrorismus beruft. Stephen Albrecht analysiert, welche Feindbilder und Verschwörungstheorien besonders hervorstechen.
Verschwörungstheorien sind nur so populär, wie sie sich verbreiten. Doch wie können wir gesicherte Kenntnisse über Reichweite von Verschwörungstheorien erlangen? In einem Beitrag widmen sich Dr. Annett Heft und Kilian Bühling der Frage, wie ihre Verbreitung gemessen werden kann. Dieser Beitrag fasst die Ergebnisse zusammen.